On the run
Noch bevor wir losfahren ist die Drehgenehmigung, die wir bis dahin noch so dringend brauchten, auf einmal egal. Mit einer umfangreichen Equipmentliste vom deutschen Zoll bewaffnet fahren wir ins Krisengebiet. Wir erreichen Afrika bei Nacht und unser erster Eindruck ist schockierend: An jeder Kreuzung steht das Militär. Ein Gefühl der Unsicherheit keimt in uns auf.

Doch nach den ersten Tagen in der Oase Gafsa stellen wir fest: Die Stimmung ist friedlich und wir werden an allen Ecken gegrüßt und willkommen geheißen. Neugierig auf wie die Leute hier die Revolution erleben oder erlebt haben, fragen wir die Tunesier mit denen wir in Kontakt kommen.

Sie erzählen, dass die Revolution vorbei ist, aber dass keiner weiß was jetzt kommt und dass sie skeptisch gegenüber der vom Militär gestellten Übergangsregierung sind. Das Warten auf Neuwahlen, ein etwas resignierter Zustand, indem sich nicht viel bewegt, so scheint der Status Quo zu sein.
Uns interessiert natürlich auch die angebliche neue Pressefreiheit von der wir gehört haben und die Einheimischen bestätigen uns, dass ein größeres Spektrum an Medien und Meinungen zugelassen wird, empfinden es aber manchmal als sehr westlich orientiert.

Ein anderer meint, dass das Problem ist, dass sich das Volk und die Regierung nicht nach vorne wendet, dass die Leute sich beschweren und aufhören zu arbeiten anstatt eine eigene starke Position zu entwickeln. Eine Position, die sich jenseits von Extremen bewegt, aber dennoch aus der arabischen Welt und Kultur kommt.
Die Stimmen in Gafsa, die wir mitbekommen, sind skeptisch gegenüber der Zukunft, aber auch zuversichtlich und positiv gegenüber der Gegenwart.
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